Classic Confessions: Klassiker-Verfilmungen

http://derzauberkasten.blogspot.de/p/uber-die-aktion.htmlDie Classic-Confessions-Aktion hat sich Antonia von Lauter&Leise ausgedacht. Jeden Mittwoch stellt sie eine Frage aus dem weiten und spannenden Feld der literarischen Klassiker - ganz meine Bühne!



Und schon wieder ist es Zeit für die Classic Confessions! Wie schnell doch die Zeit vergeht, wenn man mal ein, zwei Wochen lang in Verzug gerät. :-) Bevor ich mich als mit Feuereifer der Camp NaNoWriMo-Arbeit widme, beantworte ich fix die dieswöchige Frage, bei der wir einmal das Klassiker-Medium wechseln:


Wie steht ihr zu Klassiker-Verfilmungen?


Ganz ehrlich: Ich bin kein großer Filmjunkie, aber ich schwärme generell für Literaturverfilmungen, besonders, wenn sie mich nicht enttäuschen, da macht es für mich keinen Unterschied, ob jetzt ein Klassiker oder ein zeitgenössisches Werk verfilmt wurde.

ABER: Ich mag es nicht, wenn Werke in einer Verfilmung zu sehr verfremdet werden. Ich sehe das aus der Perspektive eines Schreiberlings: Das eigene Werk auf irgendeine Art und Weise umgesetzt zu sehen, ist sehr spannend, und je nach umsetzendem Medium kann ein gewisser Grad der Abstraktion auch ganz spannend sein, etwa bei musikalischen Umsetzungen von Texten, oder Bildern, die mit Texten assoziiert werden. Filme allerdings wirken auf mich ähnlich wie Romane: Sie erzählen eine Geschichte, mit etwas weniger Worten und mehr Bildern, aber dennoch - sie erzählen. Daher reagiere ich (bei Bühnenstücken übrigens auch) immer recht empfindlich, wenn das Werk eines Schriftstellers stark abstrahiert wird und man sich vertraute und liebgewonnene Szenen und Charaktere mühsam zusammenklauben muss. Mir ist klar, dass man bei einer Filmadaption nicht alles eins zu eins übernehmen kann, aber das ist für mich kein Grund, eine völlig neue Handlung herbeizuschreiben.

Ein Film, der mir spontan einfällt, der mich in dieser Hinsicht enttäuscht hat, war Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo aus dem Jahr 1981. Das Buch - für mich zu Recht ein Klassiker der Jugendliteratur - geht vor allem in seinen Charakterisierungen weitaus mehr ins Detail, als die Verfilmung. Während einige Szenen im Drogen- und Strichermilieu sehr plastisch dargestellt wurden, fand ich die Darstellung der Schauspieler leider durch die Bank weg blutleer oder überspielt, mehr als Schmolllippen und Genuschel kam bei mir überhaupt nicht an. Keine Beziehung wurde im Film richtig ausgearbeitet, weder zwischen Christiane, ihren Eltern und ihrer Schwester, noch zwischen Christiane und Detlef. Babsi und Stella, die im Buch eine sehr wichtige Rolle einnehmen, wurden nur am Rande abgehandelt, und über diese Oberflächlichkeit in der Charakterdarstellung konnten mich auch leider David Bowies episches "Heroes" und eine völlig hinzuerfundene Szene, in der sich Christiane die Haare rot färbt, nicht hinwegtrösten. Ohne den Hintergrund des Buchs mag der Film vielleicht als ein sehenswertes Porträt aus dem Drogenmilieu durchgehen, gegen das Buch stinkt er leider für mich völlig ab.

(Und da fällt mir ein, dass ich erst zu Ostern die schlechteste Literaturverfilmung gesehen habe, die mir je unter die Augen kam: Das Geheimnis der Hebamme. Kein Klassiker und schon als Buchoriginal von Sabine Ebert keine Glanzleistung, aber trotzdem lesbar, aber der Film... eine drei Stunden (ohne Werbepause) lange Qual!)

Aus diesem Grund mag ich aber unter anderem die BBC-Verfilmungen englischer Klassiker sehr, oftmals aufgemacht als Miniserien und so ausführlich und werksgetreu, dass es mein Leserherz immer wieder erfreut. Allerdings konnte ich auch zum Beispiel modernen nicht-BBC-Verfilmungen von Jane Austen durchaus etwas abgewinnen (bis jetzt habe ich mich noch nicht entschieden, ob Colin Firth oder Matthew McFadyen der bessere Mr. Darcy ist). Empfehlen kann ich auch die Shakespeare-Verfilmungen von Kenneth Branagh - bei Much Ado About Nothing könnte ich jedes Mal dahinschmelzen! 

Auch was Filme anbelangt, geht meine Präferenz anscheinend hin zu englischsprachiger Literatur. Unter deutschsprachigen Literaturverfilmungen kann ich jetzt spontan zumindest keinen Lieblingsfilm benennen. Aber da ich im Moment meine Zeit dazu nutze, meine Leselücken im Bereich deutschsprachiger Klassiker zu füllen, werde ich bestimmt demnächst mal wieder in die ein oder andere Verfilmung hineinzappen. :-) 

Wie haltet ihr es mit den Klassikern? Lieber lesen, oder auch mal auf der Mattscheibe? Und was erwartet ihr von einer guten Klassiker-Verfilmung?

Kommentare

  1. Ich ziehe vor, zuerst das Buch zu lesen, denn das ist der Ursprung, das Original. Das heißt nicht, dass eine Verfilmung schlechter sein muss, aber wenn ich vorher Bilder sehe, kann ich mir schlecht eigene machen. Das engt meine Vorstellungskraft ein.
    Da fällt mir aber doch eine deutsche Verfilmung ein, die ich nicht schlecht fand: Der Vorleser (Schlink)
    LG, Ingrid

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    1. Hallo Ingrid,

      Danke für deinen Besuch! Ich lese meistens auch das Buch zuerst, aus demselben Grund. Manchmal kommt es natürlich vor, dass man zuerst den Film liest, sei es, dass man noch nicht weiß, dass es ein Buch vor dem Film gab, oder dass man noch nicht dazu kam... war bei mir zum Beispiel bei "Herr der Ringe" so.

      Stimmt, "Der Vorleser" ist ziemlich gut... allerdings hat mich hier das Buch völlig enttäuscht - ich fand es schlichtweg fade. Bin mir übrigens nicht mehr sicher, was bei mir zuerst kam, ob Buch oder Film...

      Liebe Grüße,
      Alina

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  2. Hallo Alina,
    BBC-Verfilmungen sind wirklich eine Klasse für sich - ich kann mich an keine erinnern, die mich enttäuscht zurückgelassen hätte. Mein erster Mr Darcy war Matthew McFadyen, daher wird Colin Firth immer etwas hinten anstehen... aber das ist wirklich eine seeeehr knappe Entscheidung ;)

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    1. Oh, das kann ich gut nachvollziehen! Ist bei mir genau so, und obwohl Colin Firth einer meiner Lieblingsschauspieler ist, sehe ich als Mr. Darcy doch immer Matthew McFadyen. :-)

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  3. Ich bin auch ein großer Fan der BBC-Miniserien, wobei ich persönlich "Stolz und Vorurteil" für eine der schwächeren halte.
    Und ich lande da auch immer eher bei englischen Klassikern. Was deutsche betrifft, da haben mich sowohl Verfilmungen von den "Buddenbrooks" als auch vom "Zauberberg" sehr enttäuscht und auch eine moderne Version von "Frühlings Erwachen" mit einem der Ochsenknecht-Jungs hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen.

    Am liebsten ist mir übrigens beides: zuerst das Buch, dann die Verfilmung(en), wobei ich das eine oder andere Mal auch schon den umgekehrten Weg beschritten habe.

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    1. Die deutschen Verfilmungen kenne ich noch gar nicht, muss ich, genau wie die Lektüre wohl noch updaten. :-) Unter den BBC-Verfilmungen mag ich zum Beispiel "Jane Eyre" von 2006 sehr gern - Mr. Rochester - hach! :D

      Mir ist es auch lieber, das Buch zuerst zu lesen. Sonst komme ich mir selbst irgendwie faul vor. :D Manchmal kann man's nur nicht immer einrichten, das stimmt.

      Liebe Grüße!

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