Classic Confessions: Klassiker in der Schule

Jay. Als wäre ich nicht schon überfordert damit, regelmäßig auf die Montagsfragen zu antworten, und meinen Blog mit eigenen Beiträgen zu füttern, habe ich jetzt noch eine weitere, allwöchentliche Fragenrunde gefunden, an der ich mich unbedingt beteiligen muss: Die Classic Confessions, jeden Mittwoch wieder abgefragt von Antonia von Lauter&Leise. Dann mal los! (Mit Frage 2. Immer ein bisschen zu spät dran.)

Habt ihr alle Klassiker, die ihr in der Schule lesen solltet, auch gelesen und welche habt ihr gelesen?



Na ja, den ersten Teil der Frage kann ich ganz fix beantworten: Nein. Weder in der Schule, noch während des Studiums.




Während meiner Schulzeit fand ich genau zwei Romane so derart unlesbar, dass ich schlichtweg einfach nicht weiterlesen konnte. Der erste war Un aller simple von Didier van Cauwelaert in der elften Stufe, was ich allerdings weniger als Klassiker bezeichnen würde, und bei dem ich es geschafft habe, auf Grundlage des ersten Kapitels (in dem mir schon beide Protagonisten derart unsympathisch wurden, dass ich es entnervt in die Ecke pfefferte) eine ziemlich gute Klausur zusammenzuschustern. Nummer zwei war dann Tauben im Gras von Wolfgang Köppen in meinem letzten Schuljahr - ich HASSE einfach Literatur im Stream-of-Consciousness, ich kann das Punkt-und-Komma-lose Gesülze nicht lesen! Geht nicht! Aus! Genau das wurde mir auch im Studium wieder zur bittersten Pille - und Knut Hamsuns Hunger steht bis heute ungelesen im Regal.

 

Was genau ich gelesen habe ... oh, da beschränke ich mich jetzt aber nur auf die Schulzeit, sonst wird's einfach zu viel (mal schauen, wie viel ich noch zusammen bekomme):



Der Schimmelreiter, Die Judenbuche, Woyzeck, Traumnovelle, Der Hauptmann von Köpenick, Der gute Mensch von Sezuan, Homo Faber, Iphigenie auf Tauris, Mario und der Zauberer, Much Ado About Nothing, Moon Palace, Huis Clos...

Kommentare

  1. Huhu Alina!

    Das mit dem "immer ein bisschen spät" ist sozusagen mein persönliches Markenzeichen - also ich sehe schon, du und die Aktion, das passt grundsätzlich schon mal gut zusammen :P

    Ich stimme dir bezüglich dem punkt- und kommalosen Gesülzte zu. Dinge bekommen keine Bedeutung, wenn man Satzzeichen auslässt. Mal ehrlich - was soll das? Ganz zu schweigen davon, wenn bei Büchern einfach alles klein geschrieben ist. Und zwar nicht, weil es tatsächlich etwas rüber bringen soll (bei Will&Will von John Green und David Leviathan ist ja D.L.s Part auch nur klein geschrieben - aber da macht es Sinn! Da bringt das was rüber!), sondern einfach, weil irgendein möchtegernintellektueller Autor keine weiteren Ideen hatte. Da könnte ich schreien. Also, du sprichst mir vollkommen aus der Seele, das Buch währe wahrscheinlich auch bei mir nicht fertig gelesen worden.

    Liebst und hoffentlich auf bald,
    Antonia

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    1. Hey Antonia!

      Danke fürs Vorbeilesen! :-) Oh man, ich bin immer wieder froh, zu hören, dass es Menschen gibt, die mit dem allseits hochgejubelten Bewusstseinsstrom nichts anfangen können - allerdings gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, irgendwann mal auf ein derartiges Werk zu stoßen, das mich wirklich überzeugt, früher mochte ich auch keine Briefromane, und mittlerweile schreibe ich meine BA über einen... ;-)

      Allerdings muss ich sagen, dass ich bei "Will&Will" nicht so recht weiterkomme. Nach "The Fault in our Stars", "Looking for Alaska" und "Paper Towns" war das meine vierte (immerhinhalb-)Green-Lektüre, aber irgendwie werde ich nicht so recht warm damit - mit beiden Teilen, aber vielleicht reizt mich auch nur die Dauerkleinschreibe so sehr, dass der ganze Roman mir etwas auf den Wecker geht... ;-)

      "Möchtegernintellektuell" finde ich ein sehr hübsches Wort, ich sag auch immer "pseudointellektuell" :D Aber du schreibst ja auch selbst, nicht wahr? Ich frage mich immer, was Schreibende dazu bringt, absichtlich leserunfreundlich zu schreiben, und das dann zu veröffentlichen... für die eigene Schublade schön und gut, aber ich kann meistens mehr mit Schriftstellern anfangen, bei denen ich merke, dass sie für ihre Leserschaft schreiben, und nicht für einen elitären Zirkel vertrockneter Feuilletonisten und Kritiker. (Hoffentlich liest das niemand an der Uni...) :D

      Liebe Grüße, und ja, ich denke, ich bin die nächsten Wochen weiter bei deiner Aktion dabei,
      Alina

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    2. Huhu :)

      Ja, "möchtegernintellektuell" ist ein großartiges Wort - "pseudointellektuell" kann sich aber auch sehen lassen :D

      Ja, (oh man, zwei Mal einen Absatz mit dem selben Wort angefangen - man merkt, dass es noch früh ist und ich gestern noch lange auf dem Abiball war xD) ich schreibe selbst.

      Ich glaube, dass die meisten Autoren, die absichtlich kompliziert schreiben, nur sich selbst und anderen etwas beweisen wollen und versuchen, Dingen Anspruch erzwingen, die schlicht und ergreifend keinen haben. Wenn jemandem - aus der tiefen Seele heraus - ein komplexer Satzbau als wirklich RICHTIG erscheint oder ausgelassene Satzzeichen als RICHTIG erscheinen oder Kleinschreibung - eben, weil es aus einer Natürlichkeit heraus geboren wurde, dann gehe ich da auch mit. Man muss nicht alles mögen - Natürlichkeit hin oder her - aber ich kann durchaus damit leben, wenn es das ist, was der Autor ist und wie er nun mal schreibt.
      Aber wie bereits erwähnt: Die meisten Autoren, die so etwas produzieren, tun das nicht, weil sie sie selbst sind, sondern weil sie individuell sein wollen. Und da besteht ein großer Unterschied. Wer glaubt, seine Werke werden nur gelesen und haben nur Bedeutung, wenn er Grammatikregeln bricht, um dadurch besonders besonders zu sein, der hat es einfach nicht kapiert.
      Schreiben ist Ehrlichkeit und vor allem Selbst sein. Man kann sich überall verstellen, aber beim Schreiben kann (bzw. sollte) man es gerade nicht. Womit ich nicht meine, dass alle Charaktere man selbst sein sollte oder alle Geschichten autobiografisch sein müssen oder man nicht auch zwischen Genres und Arten zu Schreiben wechseln darf. Damit meine ich, dass, wenn ich einen Briefroman schreiben will, weil es sich richtig anfühlt, ich auch einen Briefroman schreiben sollte und kein Theaterstück, weil das eben gerade nachgefragter ist. Und damit meine ich, dass ich keine abgehackten Sätze schreiben sollte, wenn mir eigentlich nach drei-Zeilen-Monstern ist. Die meisten Leute der pseudointellektuellen/möchtegernintellektuellen Literaturriege versteift sich so darauf, cool zu sein, dass sie vergessen, dass man Cooles nicht kopieren kann, sondern selbst definieren muss.

      Ich schweife hier am führen Morgen schon wieder viel zu weit aus, weshalb ich jetzt erst mal Schluss mache. Aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

      Lass dir liebe Grüße da,
      Antonia

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    3. P.S.: Zwei Sachen: mir ist irgendwo zu Beginn des dritten Absatzes zwischen Anspruch und erzwingen ein "zu" abhanden gekommen. Es ist zu früh. Ich will gar nicht wissen, wie viele viel zu viele Satzzeichen da oben rumfliegen.

      Und dann: Ich habe gerade gesehen, dass ich auf der Liste zu seinen Lieblingsblogs bin und ich wollte nur sagen, dass ich mich sehr geehrt fühle :3

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    4. "...man merkt, dass es noch früh ist und ich gestern noch lange auf dem Abiball war"
      --> Falls auf deinem eigenen, dann herzlichen Glückwunsch, falls auf einem fremden, dann herzlichen Glückwunsch an irgendjemand anderen. :D

      Tolle Ausführungen am Sonntagmorgen, ich gehe da auch völlig mit dir - mit Einschränkungen: komplexer Satzbau, okay, das ist oft auch nur eine Frage des Stils, aber Verzicht auf Satzzeichen oder Rechtschreibung geht mir in Prosawerken fast immer auf den Wecker. Bei Lyrik kann ich mich damit manchmal noch anfreunden (auch, wenn ich den wirklichen Nutzen, gerade Dauerkleinschreiber vertreten ja immer mal wieder die Theorie, dass jedem Wort, wenn alles gleichgeschrieben ist, das gleiche Gewicht zuteil wird, nicht wirklich teile, denn trotz fehlender Majuskeln nehme ich persönlich Substantive (auch bestimmte) und Verben zum Beispiel stärker wahr, als Adjektive oder "unauffälligere" Wortarten... ist wohl Geschmackssache), vermutlich, weil meine Toleranzgrenze ab irgendeinem Punkt erreicht ist, für den Lyrik dann doch zu kurz ist... :-D Bei Prosa mag ich es gar nicht, wenn (egal, in welcher Sprache) jemand seine eigenen Regeln erfindet, egal, ob die vielleicht in irgendeiner Sprache so vorkommen, oder nicht (bin was das anbelangt etwas ordnungsfanatisch). Mir ist es immer wichtig, dass in einem Text Form und Inhalt in Einklang sind, und manchmal ist es auch lustig, Texte einfach mal umzuschreiben, um zu schauen, was daraus wird...

      ~~~

      mir ist
      es immer wichtig dass
      in einem text
      ]form[ und [inhalt]
      in ein.klang sind manchmal
      ist es auch lustig texte einfach mal uǝqıǝɹɥɔsnz.ɯn
      um zu schauen was draus
      .wird

      ~~~

      So, künstlerischer Anspruch heute erfüllt, ich wollte immer schonmal ein... joa, was ist das, expressionistisches Gedankengedicht, oder so, schreiben. :D

      "Die meisten Leute der pseudointellektuellen/möchtegernintellektuellen Literaturriege versteift sich so darauf, cool zu sein, dass sie vergessen, dass man Cooles nicht kopieren kann, sondern selbst definieren muss."
      --> Ganz meine Meinung. Ich lese mich im Moment durch die Werke einiger hochgejubelter Feuilletonslieblingskinder, und bin doch etwas irritiert, wie krude und vor allem gleich und aufgesetzt doch einige davon klingen. Kaum Inhalt, aber dafür Worthülsen ohne Ende. Natürlich ist alles immer eine Frage des Geschmacks, aber manchmal, wenn ich bei einem Text gar nicht in den Lesefluss komme, frage ich mich, ob der Autor selbst beim Schreiben im Fluss war. (Ist wahrscheinlich genau wie bei Zwölftonmusik oder moderner Architektur... da fehlt mir auch meistens der Zugang.) Auch wenn das vielleicht dem Stil meiner/unserer Generation entspricht, in dem Moment sehne ich mich dann immer nach sogenannter "Trivialliteratur" - je trivialer, desto besser. :D

      Gern geschehen, übrigens, und danke fürs Nachver-folgen. :-) Ich bin immer auf der Suche nach Blogs, die sich auch mit dem Schreiben und nicht nur mit dem Lesen beschäftigen, aber irgendwie überwiegen doch die reinen Bücherblogs.

      Liebe Grüße,
      Alina

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    5. So (musste erst mal die Großschreibung wieder ausstellen, nachdem ich so über Jean-Paul Sartre ausgeflippt bin - hier ist wirklich was eskaliert eben, also für meine Verhältnisse) jetzt kommt wahrscheinliche eine der spätesten Antworten, die ich jemals verfasst habe. Dickes Sorry, mir ist der Urlaub und anschließend ein sehr löchriger Gedankengang dazwischengekommen. Ich bin jetzt wieder öfter dabei und lese bei dir rein.

      Ich bin sicher, dass es einige Literaturkritiker gäbe, die dein expressionistisches Gedankengedicht spontan an die Hauswand einer neu eröffneten Berliner Bibliothek schreiben würden. Das sind ganz oft Menschen, die sich und ihre Sache sehr wichtig nehmen. Oh, wie ich Menschen, die sich und ihre Sache wichtig nehmen liebe. (*zuckendes Auge*)

      Das mit dem "Definiert eure eigene Coolheit" ist so ein Satz, den ich regelmäßig spontan mit einem Megafon von einem Mensa-Tisch brüllen könnte. Was nicht nur sehr komisch wäre, weil Antonia, komm runter (im wahrsten Sinne des Wortes), sondern auch weil ich in den Niederlanden studiere und sich die Deutschkenntnisse hier in Grenzen halten. Wie auch immer. Genau deshalb lese ich relativ wenig Literaturkritik in Zeitungen und rangiere auch für gewöhnlich um Autorenzeitschriften etc. herum. Weil mir im Endeffekt niemand sagen kann, was ich machen soll. Ich muss mir selbst sagen, was ich machen soll, sonst funktioniert diese ganze Geschichte nicht. (Zu meiner nicht mal allzu großen Schande habe ich mir übrigens letztens eine Zeitschrift für Schriftsteller gekauft und ich habe noch nicht reingelesen, weil sich momentan bei mir noch alles dagegen sträubt, aber ein Blick, nur ein kleiner Blick, bringt einem ja im schlimmsten Fall einen neuen "Viva la Individualität, Tod den Schriftstellerzeitschriften"-Blogbeitrag. Damit kann ich leben.)

      Ich lebe übrigens für Trivialliteratur. Einfach, weil Lesen Spaß machen muss. Und manchmal macht Trivialliteratur einfach den meisten.

      Momentan beschäftigt sich mein Blog ja fast noch mehr mit Lesen als mit Schreiben. Aber das ist definitiv eine Untersparte, der ich noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Der November wird bei mir auf jeden Fall wieder ein bisschen mehr Schreib-Lastig, weil ich wieder am NaNoWriMo teilnehmen will, nachdem ich letztes Jahr so herrlich gescheitert bin :D (Es war wirklich herrlich, ich hatte viel Spaß.)

      Und ja, es war mein eigener Abiball. Da bei mir der Alkohol generell nie so wirklich fließt, ist das fehlende "zu" wirklich nur ein Produkt von wenig Schlaf. Schön war's trotzdem, wilde Rechtschreib- und Grammatikfehler hin oder her xD

      Liebst,
      Antonia

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  2. Ich verstehe dich sehr, sehr gut, was Stream-of-Consciousness betrifft. Überhaupt nicht mein Fall und ich bin sehr froh, dass wir in der Schule ganz und im Studium zumindest weitgehend davon verschont wurden. Vermutlich hätte ich ein entsprechendes Buch in der Schulzeit auch abgebrochen.
    "Hunger" von Knut Hamsun (das ich im Zuge meines Auslandssemesters in Norwegen gelesen habe) fand ich nicht ganz so schlimm, aber ich kann auch nicht behaupten, dass ich die Lektüre genossen hätte.

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    1. Hihihi. :-) Ich glaube, bei mir kam Hamsun einfach etwas früh, direkt zu Anfang des ersten Semesters. Da hab ich mir noch gedacht "Oh Gott - und das jetzt sechs Semester lang?" Strindberg hat's dann wieder ausgebügelt, aber bis heute steht "Hunger" noch sehr jungfräulich im Regal ... vielleicht sollte ich dem ja nochmal eine Chance geben... ;-)
      LG

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