Montagsfrage: Bücherwurmkarriere
Die Montagsfrage ist eine Aktion, die regelmäßig auf dem Buchfresserchen-Blog stattfindet. Jeden Montag wird eine Frage rund ums Thema Bücher gestellt, die man dann innerhalb einer Woche auf seinem eigenen Blog beantworten kann.
Ein Blick zurück - Wie bist du zum Bücherwurm geworden?
Oh, da muss ich recht weit zurückblicken! Ich glaube, ich war schon im Pampers-Alter fasziniert von den Geschichten, die meine Mutter mir vorlas (je blutrünstiger, desto besser. Struwwelpeter for life!). Ein kleiner, auf Video gebannter Dialog zwischen meiner Mutter und mir, zwei Jahre alt (aus dem Gedächtnis protokolliert):
M: "Es war einmal ein..."
A: "Eeeeeesel!"
M: "Und ein..."
A: "Hund!"
M: "Und eine..."
A: "Katsche!" (sic!)
M: "Und ein..."
A: "Haaaaaaahn!"
[...]
M: "Und obendrauf flatterte der..."
A: "Haaaaaaahn!"
M: "Und dann riefen sie ganz laut:"
A: "IAHWAUWAUKIKERIIIII!"
M: "Daraufhin rannten die Räuber fort und die Stadtmusikanten machten sich über das Essen her. [...] Und die Katze fraß einen..."
A: "Schiff!" (sic!)
Sprachfehler bis heute behoben, Leidenschaft für Erzählungen geblieben. Meine Kenntnisse der Grimmschen Literatur, die kein noch so subtiles Abkürzen erlaubten, trieben meine Mutter bisweilen so sehr in den Wahnsinn, dass ich mit fünf Jahren beschloss, ihr eine riesige Freude zu machen, mich mit einer Shampoo-Flasche zu ihr begab, die Aufschrift vorlas und sie somit von ihrem Vorleser-Job entband (was meine Wenigkeit anbelangte, meine Schwester war da weniger... ich sage mal, "anstrengend"). Leider kaufte sie mir meine autodidaktischen Fähigkeiten nicht ab und es kostete einige Duschgel- und Körpermilchbehältnisse mehr, um sie von meinem Leseverständnis zu überzeugen. (Gut, dafür habe ich keinen endgültigen Beweis mehr, ich vermute, sie hat mich von etwas vorlesen lassen, das kein Körperhygienemittel war.)
Von da an las ich. Hauptsächlich alte Schneiderbücher meiner Eltern aus den Siebzigern (Klaudia, die Flirtkanone - bis heute einer meiner erklärten Lieblinge!) oder noch früher (die Pucki-Bücher... ich glaube, es gibt kaum eine antifeministischere Kinder-/Jugendbuchserie, aber noch heute lese ich sie jedes Mal, wenn ich zu Hause bin und schüttelte - mittlerweile - tadelnd den Kopf, wenn der überperfekte Arztgatte Claus das Fehlverhalten seiner Pucki mit einem herrischen "Hedwig!" rügt. Hach.). Ja, ich habe nie ein Leselöwen-Buch gelesen, meine literarische Welt war die, in der die Protagonistinnen eben Klaudia, Ilse, Christiane oder Birgitt hießen. Nebenbei schrieb ich meine ersten eigenen Geschichten - deren Protagonistinnen hießen etwa Britta oder Ruth. Immer noch keine Spur von Emmas, Julias oder Lauras. Schön war's jedenfalls, bis ich dann die Erwachsenenbibliothek meiner Eltern entdeckte. So mit zehn. Der Titel Die Wanderhure faszinierte mich, aber mit elf durfte ich das Buch noch nicht lesen. Also tat ich es mit zwölf heimlich. So schlimm war's nicht. Parallel las ich dann auch aktuelle(re) Kinder- und Teenie-Literatur, Potters Harry, TKKG, Gänsehaut, Fünf Freunde, Pferdebücher und solche, die Mädchen meines Alters aufforderten "frech" zu sein - das war dann mit der Wanderhure wohl erledigt.
Bis heute hat sich diese Liebe zu Geschichten gehalten und ich arbeite nach wie vor darauf hin, sie auch zu meinem Broterwerb werden zu lassen. Alles Schritt für Schritt - oder Seite für Seite...
Wie war es bei euch? Wart ihr schon immer ein Bücherwurm, oder kam euch irgendwann die göttliche Erleuchtung?
Sehr lustig geschrieben :-) So krass wie die göttliche Erleuchtung war es bei mir nicht, aber ich hab diese Fähigkeit in einem Pokeball auf der Straße gefunden. Ich schwankte zwischen "Was auf der Straße liegt, darf man nicht aufheben!" "Umweltverschmutzer!!" und "Anfassen!!!". Und plötzlich kam ein Lesemon heraus. Es lief vor Schreck vor ein fahrendes Auto und seine Seele wanderte in mich. Seitdem kann ich lesen :-) Die realie Geschichte dazu findest du hier: http://evyswunderkiste.blogspot.de/2016/08/montagsfrage-vom-buch-zur-evy.html
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