Classic Confessions: Literaturepoche, Kinderbuch und Gedicht
Die Classic-Confessions-Aktion hat sich Antonia von Lauter&Leise ausgedacht. Jeden Mittwoch stellt sie eine Frage aus dem weiten und spannenden Feld der literarischen Klassiker - ganz meine Bühne!
Auf geht's, ab geht's! Wie ich gerade schon erklärt habe, musste mein Blog leider zwei, drei Wochen lang eine Zwangspause einlegen. Aber jetzt bin ich wieder aus meiner Höhle gekrochen und im echten Leben angekommen, also: Mit Volldampf an die Beantwortung der letzten Classic-Confessions! Weil mir die Fragen so gut gefallen, beantworte ich hier einfach mal alle verpassten. :-) Mit der Montagsfrage geht es (vielleicht, wenn es eine schöne Frage ist) ganz normal morgen weiter.
Habt ihr eine bevorzugte Literaturepoche oder lest ihr gern quer durch die Vergangenheit?
Uff, also das ist schwer zu sagen. Wenn ich so über meine private Lektüre nachdenke, dann ist da schon weniger bei, das, sagen wir mal, vor dem 18. Jahrhundert verfasst wurde. Die meisten Lektüren sammeln sich bei mir ohnehin durch mein Studium an, deswegen beziehe ich mich hier einfach mal auf meine Studienschwerpunkte - die ja im gewissen Maße auch meine Präferenzen widerspiegeln:
"Spezialisiert" habe ich mich, wenn ich das so nennen mag, weil der eigentliche Spezialisierungsschwerpunkt einfach nur "Literaturwissenschaft" war (alternativ zu Linguistik), eher auf Literatur des 18.-21. Jahrhunderts und Kinderliteratur, sowie Erzähltheorie. Mit Mediävistik hatte ich nie viel am Hut. Besonders fokussiert habe ich mich auf Gothic Literature, unter anderem in einem Seminar über Mary Shelley, einem Seminar zu "Gothic Literature" generell, in dem wir aber auch unter anderem Neil Gaimann gelesen haben, und einem Kurs mit dem klangvollen Titel: "Widergänger, Werwölfe und Vampire: Das Übernatürliche und Unheimliche von der Wikingerzeit bis zur Gegenwart". Aus irgendeinem Grund kam in meinen gewählten Kursen auch immer wieder sehr stark der Genderaspekt zutage (obwohl ich jetzt nicht zu den Asterisk-Verfechtern gehöre, die krampfhaft aus jeder Lektüre den "Gender-Aspekt" herausarbeiten müssen ;-)), Literatur von Frauen, von Männern über Frauen, etc.pp.
Diese Geschichten über gefallene Weibsbilder... Effi Briest, Madame Bovary, ja, ich habe durchaus ein Faible für Gesellschaftsromane, sei es aus der Empfindsamkeit oder dem langen 19. Jahrhundert... was schon meine anfangs aufgestellte These untermauert. Nichtsdestotrotz: Ich liebe auch Shakespeare und Sagen und Mythen, insofern würde ich sagen, dass ich primär Literatur der vergangenen drei Jahrhunderte lese, aber auch immer wieder gerne in frühere Zeiten eintauche. Nur, tatsächlich, das Mittelalter mit all seiner Minne... das hat mich bis jetzt noch nicht gepackt. ;-)
Habt ihr einen Lieblings-Kinderbuchklassiker und wenn ja: Welchen und warum?
Hmm, das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Und zwar aus dem Grund: Was genau ist ein Kinderbuchklassiker? (Hier stoßen wir an die gleiche komische Definitionsgrenze, wie bei Klassikern an sich.) Ist Harry Potter schon ein Klassiker? Ich würde sagen: Ja, ein moderner Klassiker und damit eindeutig und unverkennbar meine Nummer eins unter den Kinderbuchklassikern. Allerdings muss ich sagen, dass gerade meine frühe Kindheit stark von (Grimms) Märchen und dem Struwwelpeter geprägt war - noch heute liebe ich es, aus Letzterem zu zitieren!
"Konrad", sprach die Frau Mama, "ich geh aus und du bleibst da. Sei hübsch ordentlich und fromm, bis nach Haus ich wiederkomm. Doch vor allem, Konrad, hör! Lutsche nicht am Daumen mehr!... (frei zitiert aus Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann)
Diese ständigen Aufschreie von wegen, Der Struwwelpeter sei zu brutal, und überhaupt, welche Erziehungsmethoden transportiert der denn!, kann ich kaum nachvollziehen - ich habe als Kind die morbiden Stories geliebt, wohl kaum die tatsächliche Brutalität dahinter verstanden, aber dennoch, dass man nicht zündelt, keine Tiere schlägt und nicht mit dem Stuhl wippt (zum Aufessen wurden wir nie gezwungen). Insofern: Sollte ich mal Kinder haben, irgendwann, dann kriegen die von klein auf den Struwwelpeter eingebläut! Nachts wird abgefragt! Bis zum blutigen Ende.
;-)
(Klassisches) Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?"
Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate.
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date. (frei zitiert aus "Sonnet XVIII", William Shakespeare)
Do I have to say more? :-)
Wie letztens schon erwähnt, bin ich nicht der große Lyrikleser, aber Sonette üben in ihrer strengen, reglementierten Form (die ja von Shakespeare schon aufgelockert wurde) eine ganz eigene Faszination auf mich aus, und ich bewundere Schriftsteller, die sich in der Kunst des Sonett-Schreibens verstehen (vor allem in der Königsklasse: Dem Sonnettenkranz *Handkuss*). Und über Old Willie geht natürlich gar nichts. <3
Das waren jetzt viele Confessions. Wie sieht es mit euch aus? Wann, was und welches? Oder nur "bitte was?" :D
Ich bin ganz sicher, dass man Harry Potter schon als Klassiker bezeichnen darf. Die Reihe wird hohen Ansprüchen gerecht, hat Tausende Kinder und Jugendliche zum Lesen gebracht (das zählt vielleicht nicht) ;-) und ich denke, die Einstufung als Klassiker wird Bestand haben.
AntwortenLöschenDie Frage von vorigem Mittwoch habe ich noch nicht beantwortet ...
LG, Ingrid
Hallo Ingrid,
LöschenVielen Dank für deinen Besuch! Ja, ich denke auch, dass man Harry Potter zurecht schon einen Klassiker nennen kann, und ich finde schon, dass der Einfluss der Reihe auf das Leseverhalten vieler Kinder schon in die Bewertung einfließen sollte. :-)
Bin gespannt, was du zu den letzten Fragen geschrieben hast, ich schau die Tage mal vorbei.
Liebe Grüße,
Alina
Bitte was, bitte! :D
AntwortenLöschenEpoche, hmm, ich Lese sehr gerne Literatur aus dem und über den Amerikanischen Bürgerkrieg, wäre das, wenn der alte Süden "Ante Bellum" ist "Bellum"?
Kinderbuchklassiker, aber nicht als Kind gelesen - oder da Männer ja bekanntlich nie Erwachsen werden, dann doch irgendwie - "Anne of Green Gables".
Ich liebe die kleine Anne.
Lieblingsgedicht. Ja, welches nehmen?
Ich mochte Byrons Liebesgedichte lange Zeit, tue mir aber gerade schwer mit der Person dahinter. Und natürlich Liebe ich Poe, wie man so schön sagt "You can't have Poetry without Poe", "Annabel" Lee fasziniert mich dabei seit einiger Zeit mehr noch als "The Raven".
Hallo Old... äh, eigentlich schreibe ich immer die Vornamen hin... Old Folkie? (Gert?) :D
LöschenDanke für deinen Besuch!
"Bellum"... hmm... wenn ich meine Lateinkenntnisse herauskrame... "während des Krieges", würde man das mit Genitiv oder Ablativ deklinieren? Im letzten Falle wäre es dann "Bello", das fände ich ganz reizend als Genrebezeichnung. (Würde bestimmt einen Verkaufsschlager unter Hundebesitzern werden!) :D
"Anne of Green Gables" habe ich noch nicht gelesen (werde ich aber garantiert noch!), aber ich liebe die "Emily"-Reihe von L.M.Montgomery. Bei solchen Büchern bin ich mir nur nie sicher, ob ich sie als reine Kinderbücher einordnen soll...
Finde ich übrigens sehr interessant, die Ablehnung literarischer Werke als Folge der Ablehnung des Urhebers... müsste ich jetzt mal drüber nachdenken, ob es mir bei jemandem so geht, aber spontan fällt mir niemand ein... Aber die Gedichte der Great Romantic Poets sind wirklich ganz nett, ich kann die nur oft nicht auseinanderhalten (wenn es nicht wirklich prägnante Werke sind. Aber ich denke, dafür lese ich einfach zu wenig Gedichte.
Poe finde ich aber auch toll, sowohl in Lyrik, als auch in Prosa. "Annabel Lee" kenne ich noch gar nicht, das müsste ich mal nachlesen. Danke für den Tipp!
Liebe Grüße,
Alina