Als Lily ein Drama schreiben wollte
Ein oberflächlicher Betrachter könnte glauben, dass Lily lernt, so tief hat sie den Kopf über ein dickes Buch gebeugt, doch an der Art wie sie die Lippen bewegt sehe ich, dass sie wieder einmal in irgendeiner Geschichte versunken ist. "Lily.“ Ich klopfe mit der Hand auf das Buch. „Schläfst du?“ „Nein“, sagt Lily und zieht das Wort in die Länge. Na-hain. „Aber du lernst auch nicht“, stelle ich fest, und Lily zuckt die Schultern, verneint diese Feststellung aber nicht. „Was machst du dann?“, frage ich. „Ich schreibe“, sagt sie. „Du hast keinen Stift und kein Papier“, erinnere ich sie. „Wozu auch?“, fragt Lily. „Die ganz großen Dramen entstehen erst einmal im Kopf.“ Ich stöhne auf. „Ein Drama also?“ „Aber eines erster Güteklasse!“, bestätigt Lily. „Eine Familie, über der ein verhängnisvoller Fluch lastet, ein junger Held der tragisch stirbt, nachdem sich seine große Liebe mit seinem größten Widersacher verlobt, viel Haareraufen, und elendig lange Monologe.“ „Klingt ...