Mit Muttern auf Messe - ein völlig subjektiver Bericht eines Buchmessengreenhorns
Als Folgeerscheinung des GreenFiction-Schreibwettbewerbs durfte ich am Freitag den 18. März 2016 auf der Leipziger Buchmesse (!!!) aus meiner Gewinnergeschichte Lonesome George lesen. Hier mein "Logbuch" des Tages...
18. März 2016
5.30 Uhr:
Der Wecker
klingelt. Angesichts der Tatsache, dass Vatern am Vortag Geburtstag hatte,
nicht die allerhumanste Uhrzeit, aber in unserer Familie ist man das frühe
Aufstehen gewöhnt, der Vogel, der Wurm, und so weiter. Leider bin ich seit vier
Jahren nestgeflüchtete Studentin mit nachtaktivem Schlafrhythmus. So viel dazu.
6.15 Uhr:
Das Auto
springt an. Yippie-ya-yeah! Nach vier Tage zuvor in die Werkstatt
zwangseingewiesen (natürlich, nachdem ich mich, nach immerhin zweieinhalb
Monaten der Trennung, hinters Steuer geklemmt hatte), ist das nicht
selbstverständlich. Muttern fährt, ich bin nervös (dazu später mehr) und habe
nicht wahnsinnig viel Schlaf bekommen.
7.00 Uhr:
Ein
Kleinstadtbahnhof im Sauerland. Parkplatz gefunden, in einer Bäckerei mit
Käsebrötchen versorgt, der Zug fährt überpünktlich ein. Check, die Reise nach
Leipzig kann losgehen!
9.56 Uhr:
Nach
Zwischenstopp in Warburg (Zug völlig leer) erneuter Fahrzeugwechsel in
Eisenach. Ich war noch nie hier, kann vom Zug aus die Wartburg sehen! Wart,
Berg, du sollst mir eine Burg werden!, oder so. Am Bahnhof steht dann eine
S-Bahn im Weg, ein Schild prahlt damit, man befinde sich in der Geburtsstadt
Johann Sebastian Bachs. Schön für JSB. Ich mache mich trotzdem so lang ich
kann, um einen Blick auf die Burg zu erhaschen. Tausche mit Muttern
Erinnerungen an eine ihrer Jugendbuchreihen aus, die teilweise in Eisenach
spielt. (Anmerkung: Magda Trott, die Pucki-Bücher) Zug fährt ein. (Zug
ist verdammt voll)
10.10 Uhr:
Wir waren zu
geizig für eine Sitzplatzreservierung. Guter Plan. Ein weiterer Geizkragen
motzt den Schaffner an, wir ergeben uns unserem selbstverschuldeten Schicksal.
Nichtsdestotrotz haben wir ein paar Minuten später Glück und ergeiern im völlig
überfüllten ICE zwei leere Sitzplätze. Ich ziehe einen Stapel
dichtbeschriebener Zettel aus meinem Rucksack, die später noch eine größere
Rolle spielen werden, und kritzele mit Textmarkern darin herum. Dann reiche ich
sie an Muttern weiter. Ein wenig leichte Lektüre für die letzte Stunde
Fahrtzeit.
11.15 Uhr:
Endlich
angekommen! Wie angestochen springen wir zwei Landeier in eine der alle drei
Minuten vom Bahnhof in Richtung Messegelände abfahrenden Straßenbahnen. Nach
zwei Minuten sind wir da. Kommentar von Muttern: „Das hätten wir jetzt aber
auch laufen können, woll?“
11.30 Uhr:
Messeluft! Wir
brauchen uns nur den Menschenmassen anzuschließen, die in Scharen auf das
riesige, mit Fahnen verzierte Glasgebilde zuströmen. Mir fällt auf, dass sich
ungewöhnlich viele Cosplayer unter den Messebesuchern befinden. Warum,
das wird uns spätestens klar, als wir das erste große Plakat entdecken, das für
die Manga-Comic-Con wirbt. „Uiii“, mache ich. Zwar bin ich kein großer
Manga-Fan, aber als damals recht burschikoses Kind der Neunziger steckt doch
auch in mir ein kleiner Nerd.
11.40 Uhr:
Wir brauchen
nur etwa zehn Minuten, um uns im riesigen Foyer zu orientieren, einen Messeplan
zu stibitzen und herauszufinden, wie wir unsere Onlinetickets in die
Ticketautomaten der Drehkreuze fummeln müssen. Auf die „Wir-vons-Land“-Methode
verfahren wir ganz nach dem Motto: „Erstmal gucken, wie das alle anderen so
machen.“ Check, wir sind drin – und stehen direkt vor dem Blauen Sofa. Ich
erkläre meiner Mutter das Prinzip des Blauen Sofas und gebe zu, keine Ahnung zu
haben, bei wem es sich um den gerade Interviewten handelt – und zudem keinen
der auf dem großen Screen angekündigten folgenden Blauen Sofierenden vom Namen
her zu kennen. Macht nichts.
11.45 Uhr:
Um Punkt 14 Uhr
habe ich einen Termin in Halle 2, vom Foyer aus gesehen links. Wir entscheiden
uns also, eine Runde entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen und mit der Manga-Comic-Con
anzufangen. Nachdem wir die ersten Stände passiert haben, Kommentar von
Muttern: „Ich glaube, ich heb hier den Altersdurchschnitt ganz gewaltig.“ Ich
tröste sie: Bei den Cosplayern sei das Alter schließlich nicht immer
ganz eindeutig identifizierbar.
Ich bin kurz
versucht, mir ein Herr-der-Ringe- oder Harry-Potter-Überraschungstütchen für
zehn Euro zu kaufen. Figuren, Spielzeug und ganz viele nackte Frauen – so
werben die Tütchen in überschaubarer Größe für ihren Inhalt, und ich frage
mich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, statt einer nackten Hermine Granger
eine Lack-und-Leder-Molly Weasley zu erwischen. Schlussendlich siegt meine
vernunftbedingte Sparsamkeit, die sich auch von flauschigen Pikachu-Kostümen,
seidigen Kimonos (bezaubernd!) ab 49 Euro das Stück und alten Lustigen
Taschenbüchern, drei für zehn Euro nicht brechen lässt.
12.32 Uhr:
In Halle 3
empfängt uns eine knarzende, krächzende Stimme in der Nähe des Forums
Literatur „buch aktuell“. „Na, gegen die lese ich aber recht human“, unke
ich, der personifizierte D-Zug unter den Vorlesern. „Publikum hat die aber satt
und schmutzig“, kommentiert Muttern und ich trete näher, um einen Blick auf die
Lesende zu erhaschen. Als zwei U-einssechzig-Zwerge scheitern wir beide, also
inspiziere ich den Bücherstand jenseits der Foren-Trennwände. Aha.
Entertainerin Desirée Nick bewirbt ihr neuestes Werk – das meine Familie und
ich tags zuvor nach einem Interview in unserer Tageszeitung einstimmig als
„Kann man sich antun – muss man aber nicht“ abgetan hatten. Glucksend setzen
wir unseren Weg fort.
12.35 Uhr:
Die schönsten
Bücher aus aller Welt sind nicht weit – Bücher, die mit Medaillen für ihre
gestalterische Schönheit ausgezeichnet worden waren. Darunter ein chinesisches
(japanisches? koreanisches?) Werk in Form eines Taschenkalenders oder
Daumenkinos, schon recht zerfleddert, eine dänische Kurzgeschichtensammlung,
deren Schönheit sich vielleicht in den paar komplett schwarzen, nur mit dem
weißen Titel der folgenden Kurzgeschichte beschriebenen Seiten versteckt, und
das vom Design her genau so aussieht, wie meine letztsemestrige Dänischlektüre
von Naja Marie Aidt, und ein, wenn ich mich recht entsinne, niederländischer
Band mit Zeichnungen und Karikaturen die allesamt einen nackten, dicken,
pinken, glatzköpfigen Mann in diversen Alltags- und Sexpositionen darstellen.
Mit diesem Buch
halten wir uns mit Abstand am längsten auf.
12:55 Uhr:
Wir erhaschen
die letzten Minuten des Vortrags von Autor Volker Kitz bei Droemer Knaur: Er
erläutert, was ein Autor darf, wie weit er gehen kann in seiner Wortwahl, und
was man tunlichst unterlassen sollte. Beleidigungen, Wortassoziationen,
Wortwandel. Sehr interessant.
13.05 Uhr:
Muttern und ich
diskutieren auf unserem Weg in Richtung Halle 5 noch immer über die Verwendung
der Wörter „Mord“ und „Vergewaltigung“. So intensiv, dass wir gar nicht merken,
wie wir im Politikforum landen und uns plötzlich eingeklemmt zwischen dem
COMPACT-Magazin und irgendeiner erzkonservativen, sächsischen Jugendvereinigung
landen. Schnell weg hier!
13.15 Uhr:
Fünfundvierzig
Minuten noch. Ich bekomme nicht viel mit auf unserem Weg durch Halle 4, mache
mir aber eine geistige Notiz, dass ich dem Nordischen Forum später auf
jeden Fall noch einen Besuch abstatten muss.
13.50 Uhr:
Mit wackeligen
Knien durchqueren wir – ich wackele, Muttern schreitet energisch drein, wie
üblich – die Fantasy-Abteilung in Halle 2, geradeaus auf die großen Aufhänger
des Arena-Verlags zu.
„Hi“, sage ich
und trete auf Arenas Infotheke zu. „Ich sollte mich um zwei Uhr hier melden –
wegen der GreenFiction-Veranstaltung.“
Ernte nur leere
Blicke. „Nie von gehört“, erwidert die
ich-geh-mal-von-studentischer-Aushilfe-aus, und fragt gleich ihren Kollegen,
der einen Karton mit Flyern schleppt und genau so wenig Ahnung hat. Mein Magen
bewegt sich abwärts und rutscht an meinem Strumpfhosenloch vorbei, das ich
schon seit Stunden zu verbergen versuche. Plötzlich hellt sich das Gesicht
meiner Gegenüber auf. „Sind Sie Autorin?“
„Kann man so
sagen“, entgegne ich vorsichtig. Autorin – das klingt so wahnsinnig groß, und
ich denke immer, je kleiner, desto besser.
„Gehen Sie mal
da in Richtung Presseabteilung“, instruiert mich die Arena-Informationsdame
(danke für die Info, denke ich), und ich eiere unentschlossen los, Muttern folgt
in sicherem Abstand. Keine Ahnung, wo der Pressebereich ist, keine Ahnung, wen
ich dort treffen soll.
Plötzlich
springt eine blonde, junge Frau auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen und
ruft „Anna?“
Ich so,
grinsend und erleichtert: „Ne, aber Alina.“ Wunderbar, ich bin richtig.
14.00 Uhr:
Ich lerne meine
Mitautorin Johanna kennen. Gemeinsam mit ihr und zwei weiteren Preisträgern bin
ich mit einem Text in der GreenFiction-Anthologie 2016 des Arena-Verlags
(!!!) und der Onlineplattform Lizzynet vertreten, die wir in einer halben
Stunde bei einer Lesung präsentieren sollen. Langsam tröpfeln Anna und Timo
ein, die anderen beiden Preisträger, und ich lerne die Mentoren der anderen
kennen, die Autoren Ilona Einwohlt, Jasna Mittler und Jens Schumacher. Meine
Mentorin Gerlis Zillgens, mit der ich im letzten Herbst meinen Text ausarbeiten
durfte, ist als einzige nicht vor Ort. Macht nichts, ich durfte sie schon am
vorigen Sonntag bei einer Lesung in Köln kennenlernen.
Vorbesprechung.
„Wart’s ab,
hatte meine Mentorin mir am Sonntag im Vertrauen gesagt, „wenn ihr nicht auf
einer der Lesebühnen lest, ist da so viel Laufpublikum, dass ohnehin keiner richtig
zuhört. Das wird locker.“ Ich hatte beruhigt genickt, wer schickt schon vier
Greenhorns auf eine große Lesebühne?
Wo war ich? Ach
ja, Vorbesprechung. Zuerst wird uns und den Mentoren die Pressedame des
Arena-Verlags ein paar Fragen stellen, dann lesen wir nacheinander etwa fünf
Minuten, dann wieder Frage-Antwort-Spiel. Okay soweit.
Wir stiefeln zu
unserem Leseort, dem Forum-Kinder-Jugendbildung.
Meine Kinnlade
folgt meinem Magen abwärts. Die verdammte Bühne ist mindestens so groß, wie die
von Desirée Nick.
14:30 Uhr:
Wir sitzen wie
Hühner auf der Stange in Pressekonferenzmanier auf der Forenbühne. Ich, Anna,
Ilona Einwohlt, Timo, Johanna. Die Arenadame fragt. Zunächst die anderen, ich
bin ja mentoren-los, also lehne ich mich ent… also, angespannt zurück. Dann
kommt meine Lesezeit.
Ich nehme meine
bedruckten und im Zug bekritzelten Zettel zur Hand. Schlucke, nehme einen
Schluck Wasser und begrüße dann locker-flockig das Publikum. Mein Verhaspler
fällt niemandem so richtig auf. Dann lese ich die ersten Sätze: „Es gibt Schlimmeres,
als ein Leben als Junggeselle zu führen. Zum Beispiel, zu einem Leben als
ewiger Junggeselle verdammt zu sein!“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch, glotze
wissend ins Publikum, ernte ein paar Lacher.
Mit einem
erleichterten Lächeln lese ich weiter.
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Ich bin ganz links! (Das Versteck hinterm Mikro war nicht die beste Idee des Tages... |
15.00 Uhr:
Unsere Lesung
ist viel zu schnell vorbei. Nach mir lesen meine drei Kollegen, dann
beantworten Ilona Einwohlt und wir noch ein paar Fragen, und dann (oha!) wird
eine Signierstunde angekündigt – aus der leider nichts wird (ich wollte immer schon
einmal Autogramme geben!), warum genau, das geht in meiner allgemeinen Euphorie
an mir vorbei. Immerhin ergattert Jens Schumacher noch ein Autogramm von uns
vieren auf einer Werbepostkarte (yay! Mein erstes Autogramm!).
15.15 Uhr:
Wieder am
Arena-Stand. Es gibt Sekt! (Aus irgendeinem unerfindlichen Grund nippen alle
nur daran, während meiner recht schnell leer ist. Ich weiß auch nicht. Müssen
die Sauerländer Gene sein.) Es tut mir ein wenig Leid, dass Muttern an meiner
Tasche herumschleppt und selbst keinen Sekt abbekommt, aber die Leute vom
Arena-Verlag, die Lizzynetler und die Mentoren sind so damit beschäftigt, uns
die Bäuche zu pinseln, und wir sind so damit beschäftigt, Fragen zu stellen,
Dankeschöns einzuheimsen und – in meinem Fall – Sekt zu trinken, dass alles
andere unwichtig wird.
So unwichtig,
dass ich nicht einmal mitbekomme, dass im Hintergrund eine meiner liebsten
Jugendbuchautorinnen, Federica de Cesco, ihre Autogrammstunde abhält.
Rotzverdammi!
Na ja. Immerhin
sammeln wir fleißig Visitenkarten ein. Die ganzen strahlenden Gesichter
beflügeln ungemein, und ich meine, mein Glück ist fast vollkommen, als wir zur
Talkrunde mit ein paar weiteren Arena-Autoren eingeladen werden. Als sich
Johanna verabschiedet, weil ihr Zug fährt, schaue ich selbst endlich einmal auf
den Tacho – holla die Waldfee, wie die Zeit vergangen ist!
Nach unzähligen
Händedrucken, Winkern und Entschuldigungen eise ich mich bedauernd los und
mache mich auf die Suche nach Muttern. Wenn ich nicht etwas in den Magen bekomme,
bevor unser Zug fährt, mache ich noch auf dem Bahnsteig einen Klappstuhl!
15.50 Uhr:
Ich finde
Muttern in der Fressmeile. Wir gönnen uns China-Nudeln und einen Crêpe und ein
Softeis im Abgang. Außerdem zwei Cola-Light. Muttern legt mit dem Kommentar,
sie wollte eigentlich nicht den ganzen Getränkestand kaufen, unverschämte
sieben Euro für die beiden Softdrinks auf die Theke. Dann strolchen wir in
Richtung des Nordischen Forums, in dem ich mir gerne noch eine Talkrunde
angehört hätte, aber wieder stehen wir Zwerge ganz hinten, und außerdem sind
die Lesebühnen hier in Halle 4 so nah beieinander, dass uns die ganze Zeit andere
Autoren ins Ohr quaken. Die Österreicher sind wahnsinnig laut.
16.43 Uhr:
Ein letzter
Streifzug durch die Manga-Comic-Con – auf Mutterns Wunsch. Der
Altersdurchschnitt ist zu so später Stunde ein wenig gestiegen. Ich bin fast
versucht, mir ein Überraschungstütchen zu kaufen, aber wir finden den Stand
nicht wieder. Meine Füße tun allmählich weh, und ich sehe die Cover vor lauter
Büchern nicht mehr. Wir beschließen, uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof zu
machen.
17.15 Uhr:
Verflixt. Der
Fußmarsch sollte nicht nur fünf Minuten dauern. Am Bahnhof zieht es wie
Hechtsuppe, wir müssen über eine halbe Stunde warten und haben nur dünne Jacken
an „weil es in Leipzig ja immer wärmer ist, als im Sauerland.“
Denkste.
17.56 Uhr:
Der Zug kommt!
Messebesucher, Cosplayer, Reisende mit riesigem Gepäck, alles stürmt auf die
Türen zu. Muttern und ich geben uns ganz die Ruhe und laufen zielstrebig in
Richtung der vorderen Waggons. Nichts los, wir finden ohne Probleme zwei
Sitzplätze und lassen uns erleichtert nieder. Welch eine Wohltat!
19.51 Uhr:
Zwischenstopp
in Fulda. Wir verbringen die Wartezeit in einem Buchhandel im Untergrund
(offensichtlich hatten wir noch nicht genug Bücher für einen Tag). Plötzlich
Muttern so: „Ey, da war eine Durchsage für unseren Zug!“ Ich so: „Ach was.“
Trotzdem gehen
wir zum Gleis.
„Achtung, hier
eine Durchsage zu ICE 274, heute 25 Minuten später. Reisende nach
Kassel-Wilhelmshöhe nehmen bitte ICE Nummer…“
Wir rennen wie
vom Affen gebissen los. Gerade noch rechtzeitig stürzen wir uns durch die Tür
unseres Alternativzugs, der bereits auf unserem Gleis steht. Außer Atem machen
wir es uns ganz vorn auf einer Treppe gemütlich.
„Glück gehabt“,
kommentiert Muttern.
20.41 Uhr:
Kassel-Wilhelmshöhe.
Auf dem Gleis, auf dem unser nächster Regionalzug abfährt, kommt gleichzeitig
unser eigentlicher, verspäteter ICE an. Wir fragen am Infoschalter nach, hinter
dem vier unterforderte Bahnmitarbeiter herumlungern.
„Weiß ich doch
nich‘ – müssense halt aufs Gleis un‘ auf de Durchsagen hör’n!“, so der qualifizierte
Kommentar einer der Schalterbeamten. Servicewüste, ick hör dir trapsen.
Wir trotten in
Richtung Gleis 3.
„Durchsage:
ERB900002 nach Dortmund fährt heute ausnahmsweise von Gleis 3.“
Zwar nicht
ausnahmsweise, sondern fahrplanmäßig immer, aber die von der Bahn wissen schon
Bescheid.
Dreißig
Sekunden später: „Durchsage: Gleis 4 - ERB900002 nach Dortmund.“ Muttern und
ich verdrehen die Augen, aber was soll’s Zug ist da.
21.09 Uhr:
Zug wartet.
Kurioserweise auf unseren eigentlichen, verspäteten ICE. Wir haben schon sieben
Minuten Verspätung. Und in Warburg eigentlich nur fünf Minuten, um den letzten
Zug zu erwischen. Endlich fahren wir los.
Irgendwann dann
die Durchsage: „Reisende, die in Warburg umsteigen, brauchen sich keine Sorgen
zu machen. Der RE10736 wartet auf unseren Zug.“
Na, danke auch!
21.45 Uhr:
Warburg. Der
letzte Zug. Dass unser Zugführer fährt wie ein Kamikazepilot und wir zeitweilig
das Gefühl haben, nicht mehr auf den Gleisen, sondern der Bundesstraße
unterwegs zu sein, ist uns fast egal. Um zehn vor Elf kommen wir an unserem
Ziel an, und auch der bahnhofsumbaubedingte Fußmarsch durch eine düstere
Nebenstraße, eine Unterführung und die Begegnung mit ein paar halbstarken,
gläserwerfenden Punks kann unsere glänzende Laune nicht mehr trüben. Wir sind
beide müde, aber dieses Mal fahre ich.
Das Auto
springt brav an.
Hihi. Ich kann das nur bestätigen. Aber schön war's. Gruß Mama
AntwortenLöschenHier gibt es eben nur die reine Wahrheit... *unschuldigflöt*
LöschenGruß zurück. :-*